Friday, August 04, 2006

Filled up !

I don't know why but I cannot post more articles or pictures, so I suppose, that this blog has reached its limit. I just enabled another one you're also invited to visit.

Sunday, July 23, 2006

Avenc de carbonera: -84m


Am Samstag den 22. machten Joan, Txutxe und ich eine kleine Höhlenexkursion im Naturpark St. Llorenç de Munt. Die Höhle heisst Avenc de la Carbonera und ist nur 84 Meter tief, doch wurde uns gesagt, dass sie durchaus lohnend sei. In Monistrol de Caldes, etwa 30 Minuten von Manresa entfernt, fruhstückten wir, und danach fuhren wir noch etwa 15 weitere Minuten, bis wir zum Parkplatz kamen. Nun erwartete uns ein etwa 45 Minuten dauernder Fussmarsch -natürlich bergauf – um zum Einstieg zu gelangen. Trotz der relativ frühen Stunde (etwa 10.30 uhr) war es schon sehr sehr warm, und wir schwitzten erbärmlichst.
Am Einstieg angelangt suchten wir den Schatten um uns umzuziehen, das Höhlengerödel anzulegen, die Seile ordentlich einzusacken, unsere lichtspendenden Acetylenbrenner vorzubereiten, etc. Mir scheint, dass wir erst um kurz vor 12 die Höhle betraten.
Joan installierte, ich betrat die Höhle als zweiter und hatte 3 20m Seile dabei um sie später an Joan weiterzureichen, und Txutxe bildete die Nachhut. Zunächst ging es etwa 4 Meter zwischen allerlei vielbeiniger Krabbeltierchen hinab und flux wurde die Umgebung feucht und angenehm kühl. Ab hier seiltem wir uns nun grösstenteils ab – wir konnten zwar an verschiedenen Stellen stehen, doch waren wir wegen der vertikalen Prägung der Höhle stets am Seil gesichert. Unsere ersten beiden Seile massen jeweils 40 Meter und waren an einer Zwischenverankerung miteinander verknoten (mehr Sicherheit), was die Vertikalität unterstreicht. In etwa 60 Meter Tiefe gingen wir nun ein paar horizontale Meter (etwa 15) zu Fuss, bevor wir das nächste 20m Seil installierten, das in nachträglicher Betrachtung jedoch eigentlich gar nicht Not tat. Es ging eine kleine Diagonale hinab bis zu einem etwa 10m tiefen Schacht, an dem wir das nächste 20m Seil installierten. Unten angekommen befanden wir uns in der „grossen“ Galerie, bei der es sich zwar um die grösste, jedoch um eine eher kleine Galerie handelt. Hier fanden wir auch den letzten Schacht, der uns in ein etwa 5 Meter tiefes Loch führte. Um uns hier abzuseilen installierten wir unser letztes 20m Seil – ein nur 10 Meter langes hätte es jedoch auch getan.
Es war zwei Uhr. Wir hatten weder Hunger, noch Essen dabei, tranken etwas Wasser und machten uns in umgekehrter Reihenfolge an den Aufstieg. Txutxe desinstallierte. Nach dem Einsacken der 3 20 Meterseile trug ich diese nach oben, wo ich um 15.00 Uhr ankam. Kurz nach mir tauchte auch der Txutxe auf.
Die Carbonera ist eine kleine Höhle mit der einen oder anderen Formation und mindestens einer durchaus eindrucksvollen Säule. Die längste Abseilung an einem Stück war nur etwa 15m lang, die restlichen in relativ kurze Teilstücke fraktioniert. Es ist schön sie mal gemacht zu haben – gerade auch, weil wir sie so nahe an Manresa haben.

Sunday, May 28, 2006

Gran paradiso: 4061m

Der Gipfel mit Xavi und der Madonna
Der Gran Paradiso soll mit seinen 4061m einer der einfachsten 4000er der Alpen sein. Das mussten Xavi und ich nachprüfen. Am Mittwoch den 24.05. machten wir uns dafür auf den Weg. Ich holte ihn um kurz nach 9.00 ab, doch er war noch nicht angezogen, hatte seine Verpflegung noch nicht eingepackt, musste nochmal auf die Toilette, ... und angeblich alles nur, weil er zwei kleine Töchter hat (obwohl er vorher schon langsam war).
Dann fuhren wir los – zunächst zu einem Bergausrüstungsladen, in dem wir uns noch zwei Schneeverankerungen kauften (ein angespitztes Aluminiumrohr von etwa einem halben Meter Länge, das 32 € kostet, und das man sich laut Elisabet auch selbst aus einer IKEA-Gardinenstange zurechtschneiden könnte) und dann zum Hause Xavi’s Schwester, der er noch tschüss sagen wollte.
Und irgendwann, etwa gegen 11 Uhr, verliessen wir tatsächlich Terrassa und machten uns auf den Weg. Ich fuhr.
Es ging auf der Autobahn zunächst zum Grenzübergang „La Jonquera“, dann über Montpellier, Nimes und Orange nach Grenoble. Von hier aus fuhren wir nach Albertville, wo wir die Autobahn verliessen um über den St. Bernhard Pass nach Frankreich zu fahren. Dieser Pass stellte sich – entgegen der Behauptung eines zuvor konsultierten Tankstellenmitarbeiters – als geschlossen heraus, was uns vor die Wahl stellte, entweder eine sehr weite Runde auf der Autobahn zum Mont Blanc Tunnel zu nehmen, oder eine viel kürzere aber sicherlich auch schönere und leider auch lamsamere Bergstrasse.
Wir nahmen die Bergstrasse, was sich wegen zweier Baustellen und weiträumiger Umleitungen als Fehler raustellte. Doch wir näherten uns dem Tunnel unaufhaltsam. Und dann sahen wir den Montblanc wie er sich weiss, riesig und einfach majestetisch in das Sichtfeld zwängt.
Der Mont Blanc hinter Wolken
Kurz darauf fuhren wir durch den 11.600 Meter langen Tunnel (Hin- und Rückfahrt für 38 €) nach Italien. Nun ging es bergab in das Tal, dann kurz vor Aosta auf einem Abzweig in Richtung Gran Paradiso Nationalpark. In der sehr empfehlenswerten Pizzeria in Introd aassen wir gut und preiswert zu Abend. Die Eigentümerin sagte uns auch, dass die Wetteraussichten der nächsten Tage noch besser seien, als das derzeitige Traumwetter. Noch besser? Wir hatten den ganzen Tag lang nur blauen Himmel und keine Wolke gesehen.
Nach dem Essen fuhren wir noch etwa 5 Kilometer weiter und zelteten schliesslich auf einer Wiese neben einem Bergfluss.
Morgens fuhren wir dann die restlichen 10 Kilometer bis zu dem auf 2000m gelegenen Dorf Pont, wo wir frühstückten und das Auto auf dem Parplatz des Natiolpark liessen, gut bewacht von der dortigen webcam, deren Bilder Xavi bereits seit einer Woche observierte.

Ein vierbeiniges Wirbeltier vom Typ Pferd...

Nachdem auch Xavi seinen Rucksack fertig reorganisiert hatte, gingen wir los in Richtung Berghütte.

...das netterweise ein Foto von uns machte

Der Weg sollte eigentlich 3 Stunden dauern, doch nach nur 1,5 Stunden standen wir unverhoffterweise vor der auf 2700m gelegenen Hütte „Vittorio Emanuelle“.
Nachdem wir uns einquartiert hatten gingen wir erst den Beginn des Weges zum Gipfel erkunden und danach nutzten wir die Zeit, um uns etwas dem Thema Gletscherquerung zu widmen.

Refugio Vittorio Emanuelle (2714m)

Wir hatten ein etwa 30 Meter langes Seil dabei, um als Zweierseilschaft gehen zu können. Auch hatten wir neben des obligatorischen Eispickels jeder eine Eisschraube und eine Schneeverankerung, so dass wir uns zumindest theoretisch im Schnee oder Eis verankern konnten, im Falle, dass einer von uns in eine Gletscherspalte stürzt und der andere anstatt mitzufallen den Sturz aufhält. Jedoch mussten wir das zumindest semipraktisch ohne Gletscherspalte durchspielen.
Wir seilten uns im Abstand von etwa 12 Metern an und bereiteten 3 weitere Knoten für die Verankerungen vor, so dass wir im Falle des Falles keine Zeit für’s Knotenknoten verlieren zu bräuchten. Da die beiden übrigen Seilenden kürzer waren, als das 12 Meter lange Mittelstück, würde der gestürzte an eben jenem Mittelstück herausklettern müssen, weshalb wir darauf verzichteten dort Bremsknoten einzufügen, die den Aufstieg erschweren würden.
Ich hatte für einen eventuellen Aufstieg meine Höhlenapparate dabei, die mir erlauben total freihängend ein Seil hinaufzuklettern, während Xavi den Aufstieg irgendwie mit einem Abseilachter bewerkstelligen wollte. Da er jedoch nicht wusste wie, schnitt ich ihm von einer Schnur 3 Seilstücke ab, die ich zu Schlaufen knotete. Nun zeigte ich ihm wie man einen Brusick macht, einen sich unter Belastung selbst blockierenden Knoten, mit dessen Hilfe man ein Seil hochklettern kann. Das hatte mir Michel etwa dreieinhalb Jahre zuvor beigebracht, als wir zusammen den Aneto bezwangen.
Xavi und ich praktizierten den Ernstfall an einem Schneehang und waren nun zwar theoretisch darauf vorbereitet Verankerungen zu errichten und das Seil hinaufzuklettern, doch konnten wir den Gestürzten im Falle einer Verletzung oder Bewusstlosigkeit nicht von Aussen her retten.
Nunja, es sollte reichen. Wir würden ohnehin zusammen mit anderen Bergfreunden in Sichtweite gehen, die im Falle eines Unfalls zur Hilfe eilen würden.
Am nächsten Tag frühstückten wir um 4.30 Uhr morgens. Xavi musste noch seinen bereits am Vorabend gepackten Rucksack neupacken, auf Toillette gehen, sich an- und ausziehen und einige Male auf’s Zimmer zurück bevor wir um 5.15 Uhr zusammen mit etwa 10 Bergskifahrern aufbrachen.


Direkt ab der Hütte konnten wir mit Steigeisen gehen. Erst ging es durch das bereits am Vortag erkundete Tal in Richtung Gletscher. Kurz bevor wir dort ankamen wurden bereits die ersten hinter uns gelegenen Berggipfel von der aufgehenden Sonne angeschienen. Der folgende Anstieg über den Gletscher war lang und monoton und ging in drei oder vier Etappen, unterbrochen von weniger steilen Stellen praktisch bis zum Gipfel hinauf. Die zweite Hälfte des Anstiegs seilten wir uns zusammen, wie das auch die meisten anderen Gruppen taten, obwohl der Gletscher wirklich nicht gefährlich schien. Um das Gehen in einer Seilschaft zu praktizieren war es aber sicherlich gar keine schlechte Idee. Die letzte halbe Stunde bevor wir zum Gipfel kamen schien auch an unserem Hang bereits die Sonne, und es wurde warm, was jedoch in einem angenehmen Gegensatz zur zuvor erlittenen Morgenkälte stand.

nach oben hin wurde es immer steiler

Man kommt nicht direkt bis ganz auf den Gipfel, sondern zunächst nur zu einer Scharte neben einem Felsturm. Ich hätte mich gern der Scharte genähert um die sich auf der anderen Seite befindliche steil abfallende Wand zu bestaunen, doch war das nicht möglich, da der Schnee einen Überhang gebildet hatte den logischerweise niemand zu betreten wagte. Ab der Scharte musste man zur Linken etwa 10 Meter steil und heikel ansteigen um auf den Grat, kurz vor den Gipfel zu gelangen. Da wir unter uns einen sehr sehr steilen und ebenso tiefen Abhang hatten, passten wir gut darauf auf, dass die Steigeisen guten Halt böten. Auf dem schmalen Grat staute sich nun der Verkehr. Leute die die letzten Meter zum Gipfel machen wollten, andere die vom Gipfel hinab wollten ... ein stressiges Durcheinander in etwa 4058m Höhe.
Xavi und ich reihten uns in die Warteschlange ein und bewunderten währenddessen das Panorama.

Um uns herum waren überall Schneegipfel. Wir sahen den Montblanc und konnten in der Ferne sogar das Matterhorn ausmachen, doch in unserer Warteschlange ging es nicht richtig voran.

Das Matterhorn und links eine der Gizeh-Pyramiden

oben

Man musste die zur Rechten hunderte von Metern abfallende Wand ein kurzes Stück flankieren um zur Madonna auf dem Gipfel zu gelangen, und die Menschen sicherten sich dafür an einem Seil. Doch uns war nicht klar, ob es sich um ein fixes Seil handelte, oder ob es dort nur fixe Verankerungen gab, in die man sein eigenes Seil installieren musste. Als wir nach 20 Minuten immer noch nicht näher waren und wegen der die Sicht versperrenden Köpfe noch keinen genauen Blick hatten erhaschen können, entschlossen wir uns, umzukehren und den Abstieg zu beginnen – nun ohne das Seil zu benutzen. Mittlerweile war es 10.15 Uhr und wir hatten bereits eine Stunde auf dem Gipfel verloren. Durch die Hitze des Bombenwetters würde der Schnee nicht besser werden.

ein riesiger Eisberg

Auto, Xavi, Mt. Blanc

Ohne weitere Probleme kamen wir etwa um 12.15 Uhr schweissgebadet an der Hütte an. Uns ging es total super, so dass wir den Abstieg nach Pont beschlossen um später noch ein paar Kilometer Richtung Spanien zu fahren. So kamen wir nocheinmal am Mont Blanc vorbei und hielten auf einem Parplatz an, um ihn etwas genauer zu bestaunen. Wir sahen links die „Aguja du Midi“ und etwas weiter rechts einen absolut zerklüfteten Gletscher, der fast auf unserer Höhe begann und bis zum Gipfel raufzureichen schien.

links die Aguille du Midi, in der Mitte der Mt. Maudit...

...und rechts der Mt.Blanc

Um 3 Uhr nachts war ich in Manresa, nachdem ich Xavi eine halbe Stunde vorher in Terrassa abgeliefert hatte. Was für ein Tag: 1000m hoch, 2000m runter und 900km Fahrt. Wenn ich erstmal Auto fahre, dann werde ich so schnell nicht müde. Und bevor Xavi sich des Schlafes widmete, hatte er mich auch mit Konversation wachgehalten.

Man könnte den Gran Paradiso von Barcelona aus tatsächlich an einem Wochenende machen, wenn man hier morgens um 9 losführe und noch am Hinreisetag die 1,5 Stunden zur Berghütte hinaufginge. Muss ja aber nicht.
Auch Xavi ist nun übrigens meiner Meinung: Ich habe ein wirklich geiles Auto. Es hat nicht einmal gemuckt und dabei fast 1900km zurückgelegt.

Sunday, May 21, 2006

vuitena travessa de Montserrat

Da gibt es ein Exkursionszentrum namens UESMAP in Barcelona, dass alljährlich einen 20 km langen Rundmarsch im Montserrat (Berg hier in der Nähe) organisiert. Dieses Jahr bereits zum 8. mal. Neben der bereits konsiderablen Distanz von 20 zurückzulegenden Kilometern geht der Weg auch hoch und runter, so dass der motivierte Frühaufsteher eine akkumulierte Höhendifferenz von 1800 Metern bewältigt. Bei dem Wort Weg sollte man sich allerdings keinen Weg a la StVO vorstellen, denn teilweise dürften in dem Gelände selbst mittelgrosse Hunde Vortriebsprobleme aufweisen.
Der Marsch ist echt gut organisiert, so dass es alle paar Kilometer eine Zwischenstation gibt, an der man etwas trinken kann und wo auch zerschnittene Orangenstücke und Trockenobst für den Magen bereitgehalten werden. Der eigentliche Grund jener Stationen liegt wohl in der Rennkontrolle, denn der Teilnehmer hat dort einen Zettel vorzuweisen, auf dem sein Name und die Teilnehmernummer vermerkt sind, und auf dem er einen zwischenstationsspezifischen Stempel bekommt, der später als Nachweis dient, dass er auch wirklich einmal an allen Zwischenstationen war und nicht etwa gemogelt hat. Achja, es werden sowohl die Zwischenzeiten, als auch die Gesamtzeit festgehalten, was dazu führt, dass nicht alle der Teilnehmer die travessa als gemütlichen Sonntagsspaziergang ansehen. Nein, ein paar sportliche Gesellen sind wirklich fix unterwegs.
Für mich war es dieses Jahr das dritte Mal, dass ich an der travessa de Montserrat teilnahm. Das erste Mal, also vor zwei Jahren, begleitete mich mein Freund Olli aus Bournemouth (dem ich echt mal wieder mailen sollte). Wir wanderten zügig, doch ohne Eile und benötigten insgesamt 5 Stunden und 20 Minuten.
Mein Ziel für die letztjährige Edition des Marsches war, jene Zeit auf weniger als 5 Stunden zu drücken, und siehe da; ich sah die Zielflagge nach unvorstellbar qualvollen 4 Stunden und 13 Minuten als Zehnter. (Nichts im Vergleich zum Ersten, der nur 2h30min brauchte). Für jene Ausgabe des Rennens hatte ich auch meinen damaligen Mitbewohner Joan aus Tavernes de la Valldigna zur Teilnahme überreden können. Joan macht wirklich ganz und gar nicht den Eindruck einer sportlichen Person, doch man findet ihn in der Liste auf Platz 25 wieder. Hut ab Joan! Die Sache gefiel ihm sogar so gut, dass Lisa und ich kurze Zeit später mit ihm und seiner Feundin Alexandra auf den Pedra Forca kletterten.
Gut...
dieses Jahr wollte ich versuchen die 4-Stunden-Marke zu brechen....sicherlich eine echte Herausforderung, doch da Lisa sich auch angemeldet hatte und ich nächste Woche für 4 Tage in die Alpen will einigten wir uns darauf, zusammenzugehen. Ferran sollte uns dabei bgleiten.
Am Samstagabend stellten wir den Wecker auf 5:45 Uhr, denn um 6:15 waren wir mit Ferran verabredet und um 7:00 sollte der Startschuss fallen. Gerade als wir meine Wohnung verlassen wollten, schaute Lisa nochmal auf ihre Uhr, die 5:15 anzeigte. Der Kontrollblick auf mein Mobiltelefon bestätigte das. Mist, da hatte ich am Abend zuvor beim Stellen den Weckers wohl aus Versehen die Uhrzeit um eine Stunde modifiziert.
Wir legten uns nochmal bis 6:05 hin - gefrühstückt hatten wir ja bereits.


Startschuss
Um sich auf dem ersten Teilstück nicht in einem durch den schmalen Weg bedingten Stau wiederzufinden gingen wir zunächst schnell, um das Feld hinter uns zu lassen. Auf dem folgenden Anstieg fiel Ferran wegen seiner Raucherlunge zurück. Nach kurzer Rücksprache trennten wir uns von ihm, da er sich nicht quälen wollte, Lisa es jedoch eilig hatte.

Etwa ab der Hälfte des Marschs wussten wir, dass Lisa die erste der teilnehmenden Damen war. Ab da hatte ich eine Herausforderung gefunden - Lisa würde nicht ohne Pokal nach Hause kommen!!

Um hier nicht als Stresser rüberzukommen erwähne ich keine Details darüber, wie ich sie trieb, zog und motivierte. Die letzte Stunde war sie zwar schon arg geschafft, aber nun ging es ja grösstenteils bergab; langer Rede - kurzer Sinn:

Der Pokal steht nun irgendwo bei ihr zu Hause rum. Zeit: 4h30min.

Herzlichen Glückwunsch, Lisa. Beeindruckende Leistung!

Und Ferran? Ferran war nicht wesentlich langsamer als wir unterwegs. Nach nur 12 Minuten, Lisa mache gerade ihre Dehnübungen, kam auch er ins Ziel.

Monday, May 01, 2006

Arbas - Caven in Frankreich

1. Reihe: Nuria, Toni, Joan und Pau
2. Reihe: Ich, Jordi V., Jordi R., Txutxe, Olga, Castaño und Dolors

In der Nähe eines französischen Dorfes namens Arbas wurde vor etwa einer Woche ein Bär ausgewildert, doch das soll nicht Hauptteil dieses posts werden obwohl selbst Spiegel online in Deutschland darüber berichtete.
In der Nähe des gleichen Dorfes befindet sich ein riesiges Höhlensystem. Und in selbigem kann man eine Integralroute machen, für die man zwischen 20 und 24 Stunden veranschlagen sollte. Sie führt von der Höhle Trou Mile zur immensen Penne Blanque. Diesen Trip schlug Txema vor etwa zwei Wochen vor zu machen.
Ein paar Leute der Gruppe, unter ihnen auch Txema, hatten sie bereits zweimal gemacht. Beim ersten Versuch verliefen sie sich in der Penne Blanque, schon relativ nah am Ausgang und brauchten dadurch insgesamt 31 Stunden. Als sie das Höhlensystem unten verliessen bereiteten sich oben gerade die Gendarmes und Pompiers vor, sie zu retten. Das zweite Mal lief schon wesentlich besser: sie fanden in der Penne Blanque den Ausgang nicht und suchten ihn etwa 3 Stunden lang bis sie endlich fündig wurden - 27 Stunden.
Am Mittwoch dem 26.04 trafen wir uns für die Planung. Insgesamt wollten 12 Leute nach Arbas, von denen zwei keine Höhlenmenschen sind, sondern lediglich Begleitpersonen. Die 5 erfahrensten und fittesten entschieden sich für die 24 Stunden Tour, wir anderen Leute hielten es aus verschiedenen Gründen für unangebracht diese bestiale Tour zu machen und suchten eine Alternative. (Mein Grund: Erfahrungsmangel) Da es in Anbetracht des für den 30. April vorrausgesagten schlechten Wetters interessant war einen Notausgang für unsere 5 Krieger bereitzuhalten, entschieden wir uns, die vertikale Höhle "Pont de Gerbeau" zu installieren, die etwa auf halbem Wege zwischen Trou Mile und Penne Blanque mit der langen Route kommuniziert. Und das gerade an dem Punkt, an dem man sich in Richtung Penne Blanque in Neopren packen und einen Fluss begeben müsste, der, wenn er in Folge von Regenfällen viel Wasser führt, bis zur Höhlendecke anschwillt und so jeglichen Ausweg versperrt, denn zurück kann man ja eh nicht, da man nach jeder Abseilung von unten das Seil einholt.
Nach der Entscheidung, am Samstag Nachmittag die nur 120m tiefe Pont de Gerbau zu installieren schlug ich vor, am Sonntag ausserdem Trou Mile - Pont der Gerbeau zu machen, damit sich der lange Weg nach Arbas auch lohne. Der Vorschlag wurde gut angenommen, lediglich Nuria fand auch diesen Trip zu heftig und würde den Sonntag mit ihrer sie begleitenden Freundin verbringen - kein Problem, der Plan stand also.
Wir packten zwei 50m Seile und eine 50 Meter Schnur (zum Seil einholen) für jede der beiden Integralgruppen ein und ausserdem für die Pont de Gerbeau: 1x80m, 3x40m und 2x10m. Wir trafen uns am Samstagmorgen und fuhren los.
Um etwa 14.00 Uhr kamen wir in unserer Hütte in Arbas an. Wir von der Pont de Gerbeau aassen ein paar schnelle Müsliriegel und machten uns auf zum Installieren. Die 5 Krieger (Castaño, Txema, Toni, Joan und Jordi R.) aassen etwas ausgiebiger bevor sie aufbrachen.
Vom Parkplatz aus gingen wir (Txutxe, Nuria, Jordi V. und ich) etwa 45 Minuten bergauf zum Einstieg in einer riesigen Doline. Um 17.30 seilten wir uns ein. Da wir bereits eine Installation vorfanden, die wir mitbenutzten waren wir relativ schnell drinnen - der erste Schacht in einem grossen Saal war 43m tief und echt schön. Dann eine Rampe, nochmal 5m Abseilen, ein Engpass und 5 weitere Seilungen zwischen 6 und 15m.
Je weiter wir uns abseilten, desto nasser wurde es mal wieder, und im letzten Schacht mussten wir uns unten angekommen die Punkte suchen, an denen es am wenigsten regnete. Kurz vorher hatten wir uns mit 3 Franzosen gekreuzt, denen die andere Installation gehörte. Sie wollten unten angekommen einen konkreten Punkt des Höhlensystems finden, hatten diesen jedoch wegen der vielen Abzweige nicht finden können und kletterten nun wieder hinauf.
Nach unserer letzten Abseilung schlängelten wir uns durch ein etwa 15 Meter langes, enges, horizontales Loch und kamen so in einen grossen, ebenfalls horizontalen Tunnel. Hier würden wir am nächsten Tag aus Richtung Trou Mile ankommen. Um auf Nummer Sicher zu gehen, dass wir unser enges Loch zum Weg nach oben auch wirklich wiederfinden, liessen wir ein rotes LED-Licht dort, dass Impulse sendete. Wir stärkten uns und machten uns wieder auf den Weg nach oben. Um 22.00 kamen wir am Ausgang an, um 23.00 waren wir wieder in der Hütte. Mittlerweile waren auch Pau und Olga angekommen, die uns anboten unsere Tütensuppen vorzubereiten, während wir uns duschten. Nett. Danach gingen wir schlafen.
Um 6 Uhr morgens kamen die 5 Krieger an - etwa 12 Stunden zu früh. Sie hatten sich sofort nach dem Einstieg in Trou Mile völlig durchnässt, waren total übermüdet (frühes Aufstehen am Samstag, 5 Stunden Fahrt nach Arbas und danach die 24 Stunden Tour) und hatten so sehr gefroren, dass sie sich nicht vorstellen mochten sich nackt auszuziehen um in die Neoprenkluft zu steigen und die Höhle ein paar Stunden lang schwimmenderweise im eiskalten Wasser fortzusetzen. Nach etwa 3 Stunden im Wasser hätten sie zwar wieder einen trockenen Teil der Höhle genossen, doch hätten sie sicherlich noch 6 weitere Stunden vor sich gehabt (ohne sich zu verlaufen). Deshalb nahmen sie den "Notausgang" Pont de Gerbeau, den wir ja mittlerweile installiert hatten.
All dies erklärten sie uns morgens, als wir aufstanden und uns vorbereiteten. Igitt, kaltes Wasser gleich zu Beginn - und wenn unsere cracks 12 Stunden für die Exkursion brauchten, die meine Gruppe machen wollte... wie lange sollten wir dann erst brauchen? Ich plante schon mal mindestens 14 Stunden ein. Mindestens 14 nasse, kalte Stunden. Das demotivierte mich zutiefst. Aber was solls, wir sind ja schliesslich nicht zum Kaffeetrinken nach Arbas gefahren....um 11.00 am Sonntag stiegen wir in Trou Mile ein. Dolors und Núria, die uns mit 2 Autos zum Einstieg gebracht hatten würden nun eines der beiden zum Parkplatz der Pont de Gerbeau bringen, auf das wir es später dort vorfänden. Den Zweitschlüssel hatten wir dabei.
Die ersten 4 oder 5 Schächte waren weniger als 25m tief weshalb man einfach nur eins der 50m Seile zu installieren brauchte. Ein Ende des Seiles zieht man so weit durch einen Eisenring, den man an der Wand befestigt vorfindet, bis es auf den Boden des Schachtes gelangt. Dann macht man auf der anderen Seite des Ringes einen Knoten (z.B. eine 8). In den Knoten klippt man einen Karabiner, den man wiederum in das nach unten führende Seil klippt. Nun muss man gut aufpassen, an welchem Ende des Seiles man sich abseilt, denn am falschen Ende würde man wie ein nasser Sack Pfeffer runterfallen. Am richtigen Ende verhindern Karabiner und Knoten das, da sie nicht durch den Ring passen. Nachdem sich alle abgeseilt haben braucht man nur am "falschen" Ende des Seils zu ziehen und kann selbiges so von unten aus einholen.
Pau und ich bildeten das Installationsteam. Pau installierte meist und seilte sich als Erster ab. Unten angekommen rannte er ohne Seil zur nächsten Installation vor. Während Txutxe und Jordi deinstallierten und das zuletzt benutzte Seil in den Rucksack stopften, übernahm ich von ihnen das zuvor benutzte Seil, das sich bereits in einem Rucksack befand und rannte zu Pau voran. Ich übergab ihm das Seil, er installierte es und so weiter. Ich seilte mich also also stets als Zweiter ab. Das ging relativ flott. Erst weiter voran, bei den 4 oder 5 aufeinanderfolgenden mehr als 25m tiefen Schächten mussten wir mit zwei zusammengeknoteten Seilen arbeiten wodurch es etwas langsamer wurde. Der tiefste Schacht führte uns insgesamt 39 Meter tief hinunter.
So weit so gut.
Doch noch lange bevor wir zu der Zone der tiefen Schächte kamen hatte ich gar keine Lust mehr auf die Höhle. Fast von Anfang an bewegten wir uns in etwa knietiefem Wasser. Um nicht schon jetzt nasse und somit kalte Füsse zu bekommen mussten wir sehr gut aufpassen wo wir sie hinsetzen. Das war langsam, kostete teilweise viel Kraft und funktionierte manchmal nicht besonders gut. Nach und nach kamen wir auch zu Stellen, wo der enge Weg eine "Dusche" kreuzte oder wo sich unsere Abseilungen sehr den Wasserfällen näherten wodurch wir zum Teil sehr nassgespritzt wurden. An einem Punkt seilten wir uns dann praktisch etwa 10m im Wasserfall ab. Um nicht völlig durchzunässen liessen wir uns buchstäblich am Seil runterfallen und bremsten erst kurz vor dem Aufschlag. Ich bangte um meine Moral - wenn das noch 10 Stunden so weiterginge, so ginge sie wohl den Fluss hinunter, in dem wir uns befanden.
Zufälligerweise trafen wir die Franzosen vom Vortag wieder. Nein, sie hatten sich nicht nochmal verlaufen und waren immernoch in der Höhle, sondern sie hatten sich am Sonntag durch einen anderen Eingang nochmal ins System begeben. Ich war fast dafür die Höhle aufzugeben und sie durch den Eingang der Franzosen wieder zu verlassen, doch Pau strotzte vor Lust sich durchzunässen und jämmerlich an Hypothermie zu sterben. Schwupps kroch er durch ein klitzekleines, enges Loch, das er sich mit dem Fluss teilte. Und wir krochen ihm hinterher. Komischerweise wurde man dabei gar nicht nass, wenn man es halbwegs klug anstellte. Nun kamen die 4 mehr als 25m tiefen Schächte.
Im zweiten davon hatten wir ein Problem, das ich kurz erläutern möchte:
Wenn der Schacht tiefer ist als die halbe Seillänge, so muss man zwei Seile aneinanderknoten. Der Ring wird dann wieder durch den Knoten blockiert, der die beiden Seile verbindet. Am Seil auf der anderen Seite des Ringes seilt man sich ab. Auch hier zieht man durch den Knoten einen Karabinerhaken, durch den man wiederrum das Abseilseil von der anderen Ringseite durchlaufen lässt. Zieht man nun, unten angekommen, am Einholseil, so entfernen sich Knoten und Karabinerhaken vom Ring, während das Abseilseil nach oben zum Ring gezogen wird- geführt durch den sich im Knoten befindlichen Karabinerhaken.
Wir hatten idiotischerweise vergessen, vor dem Seileinholen den Seil-End-Knoten zu lösen. (Dieser überaus nützliche Knoten verhindert, dass man sich über das Seilende hinaus abseilt - etwas sehr Unangenehmes, sollte das Seil nicht bis zum Boden reichen). Als wir das Seil einholten, verhakte sich der Knoten natürlich im Karabinerhaken, exakt in halber Höhe des Schachtes. Egal, wie sehr wir zogen und schüttelten - wir konnten den Knoten nicht durch den Karabinerhaken ziehen. Pau bot sich an, am "falschen" Ende etwa 17m bis zu einem Vorsprung etwas oberhalb des Knotens/Karabiners hochzuklettern, dort den Seilendknoten zu lösen, eine 8 ins Seil zu knoten, sich in selbiger zu sichern und sich von Txutxe aus durch eine Art Seilwindensystem abseilen zu lassen.
Das Problem: zöge sich der Seilendknoten plötzlich durch den Karabiner, so fiele Pau aus bis zu 17 Metern Höhe hinunter. Doch weil Pau bis zu jenem Zeitpunkt dafür war, bei den langen Schächten das Abseilseil mit dem anderen 50m Seil einzuholen, anstatt mit der dünneren genau dafür vorgesehenen 50m Schnur, blieb uns keine Alternative. Hätten wir das Seil abgeschnitten, So wäre uns nur ein etwa 40m langes Seil geblieben, mit dem wir nicht den noch zu bewältigenden 39m tiefen Schacht hätten machen können - zumindestens hätten wir das Seil dort nach dem Abseilen nicht mehr von unten einholen können.
Während Pau hochkletterte, wobei er so wenig wie möglich das Seil und stattdessen so viel wie möglich die Wand benutzte, hofften wir das Beste. Die Aktion war letztendlich auch gar kein Problem und lief zum Glück genau wie geplant ab. Doch wir verloren relativ viel Zeit und fingen stark an, zu frieren.
Nach dem 39m Schacht änderte sich die Höhle in dem Sinne, dass sie zunächst verwirrender wurde, da sich uns ständig deutlich mehr als nur ein möglicher Weg zeigten. An einer Stelle sollten wir laut Beschreibung irgendwo 3 Meter hochklettern um in ein anderes Teilsystem zu gelangen und dadurch ausserdem einen Wasserfall vermeiden. Den Wasserfall konnten wir bereits laut rauschen hören. Wir fanden zwei unterschiedliche, fest installierte Seile vor, von denen wir zunächst nicht wussten welches wir nehmen sollten, die letztendlich aber beide zum gleichen Punkt führten. Jedoch kletterten wir an ihnen statt 3m etwa 10m hoch. Oben angekommen neigte sich die Spalte und wir kletterten noch ein paar weitere Meter diagonal hoch, ganz und gar nicht sicher, ob wir uns noch auf dem richtigen Weg befinden. So gelangen wir in einen kleinen Saal, in dem ein weiteres festes Seil installiert war, das uns einludt noch ein paar weitere Meter hochzuklettern. Hier sah Jordi ein Elektron auf dem Boden liegen. (Das mag sich komisch anhören, ist es aber gar nicht. Ein Elektron ist eine Art Strickleiter aus Stahlseilen. Vor vielen Jahren, als die Seiltechnologie noch nicht so weit entwickelt war, da benutzte man zum Hochklettern diese Art von Leitern.)
Das war gut, denn am Vortag kommentierte jemand aus der Berghütte, der die gleiche Travessie gemacht hatte, dass er irgendwo ein ordentlich zusammengerolltes Elektron rumliegen sah. So wussten wir also, dass wir noch immer auf dem richtigen Weg waren, und das sich uns die 3 hochzukletternen Meter wohl erst jetzt offenbarten.
Wir kletterten sie hoch.
Es öffnete sich uns eine grosse Galerie, und zum ersten Mal war es trocken! Wir folgten nun etwa 10 Minuten lang den Kurven eines wohldimensionierten Tunnels der uns in eine grosse Halle brachte, deren Boden mit weichem Sand bedeckt war. Nun kam ein Angstschritt: Vor uns tat sich ein etwa 1,5 Meter breiter und ein paar Meter tiefer Graben auf. Das andere "Ufer" des Grabens lag etwa einen Meter tiefer als die Seite, auf der wir uns befanden. Wir mussten springen! Das kostete überwindung, war aber lustig und machte Herzklopfen! Nachdem wir die Halle gekreuzt hatten, befanden wir uns wieder in einem Tunnel und an dessem Ende war ein Seil installiert an dem es ein paar Meter hinab ging. Und als wir es runterkletterten hörten wir wieder Wasser.
Hier war ich dafür eine Pause zu machen, denn so gemütlich wie an diesem trockenen Ort würde es in Flussnähe nicht sein. Als wir die Pause beendeten raunte Jordi Unverständliches und fing zu lachen an. Hinter mir lag ein ordentlich zusammengerolltes Elektron rum. Oh nein, hier waren wir etwa vor einer Dreiviertelstunde schonmal. Was war passiert?
Ein Blick auf den Topographieplan offenbarte uns, dass wir in der Halle wohl einen falschen Weg genommen hatten, der wenig später wieder in den sandigen Tunnel und somit zum Seil und dem Elektron führte.
Wir kletterten also noch einmal das Seil hoch, kreuzten die erste Galerie und folgten abermals dem Tunnel in die Halle. Nach etwas Suchen fanden wir nun auch den richtigen Weg.
Es folgten noch ein paar weitere Stunden mit immer schöneren und grösseren Galerien, einer ganz besonders riesigen Halle und immer mehr Verzweigungen. Da der Topographieplan ab hier wesentlich übersichtlicher wurde hatten wir keine grossen Probleme mehr den richtigen Weg zu finden, wodurch es wieder wesentlich schneller voran ging. Nur den Txutxe veliessen seine Kräfte, während ich meine Motivation wiedererlangte - im Trockenen lässt sich wirklich viel besser caven, und wenn man nicht so viel warten muss, dann ist es perfekt.
Nach ein paar eindrucksvollen "pasamanos" (fixe horizontale Seilungen an einer Wand entlang) über tiefe Schächte hinweg gelangten wir zu einem roten LED-Blinklicht. Für Txutxe wurde es auch wirklich Zeit.
Nach einer letzten Pause machten wir uns an den Aufstieg. Txutxe seilte voran, ich ihm hinterher, gefolgt von Jordi, der in der Nähe vom deinstallierenden Pau blieb. Oh, tat der arme Txutxe sich schwer - ich musste ihm sehr viel Mut zusprechen. Der Aufstieg dauerte bestimmt doppelt so lang wie am Vortag, aber irgendwann kam ich knapp hinter Txutxe oben an. Nach etwa einer halben Stunde kam auch der mittlerweile geschaffte Jordi an - ich nahm ihm seine beiden "petates" (Schleifsack auf deutsch) ab, damit er besser durch den Ausstieg käme. Gemeinsam warteten wir nun auf Pau. Selbst er schwitzte, als er oben ankam. Txutxe und ganz besonders ich froren durch die etwa eine Stunde lange Warterei bereits jämmerlich.
Es war geschafft: Um 4 Uhr morgens, nach 15 Stunden waren wir 4 wieder heil in der Aussenwelt. Uns erwartete nun ein etwa einstündiger Abstieg zum Auto währenddessen auch ich wieder warm wurde.
Kleidung wechseln, den ganzen deckigen Kram in Müllbeutel gepackt und nix wie zur Hütte. Hier angekommen nahmen uns Txema und Joan in Empfang, mit denen wir nun unsere Erfahrungen austauschten während wir so viel aassen wie nur in unsere Bäuche passte. Die durchaus nötige Duschen hob ich mir für nach dem Schlafen auf.
Trou Mile - Pont der Gerbeau ist von meinen 3 bisher gemachten Integralhöhlen die bislang längste, obwohl es nicht die ist, für die wir am längsten brauchten.

Thursday, April 20, 2006

Marroko I - Hinfahrt


Als Lisa und ich mit Ferran und einigen seiner Freunden auf dem Puig Mal waren, da hörten wir zum ersten Mal vom geplanten Ausflug nach Marroko. Einige dieser Leute wollten den 4167m hohen Toubkal besteigen - und ich wollte auch.
Lisa wiederrum war nicht dafür zu begeistern, eine Woche lang nur in Marrokos Bergen zu verbringen ohne das Land kennenzulernen. Ein Kompromiss musste her und ward gefunden.
Anstatt uns der anderen Gruppe anzuschliessen würden wir einen eigenen Trip machen, der sowohl Tourismus als auch Bergurlaub verbindet. Und um flexibel zu sein, bräuchten wir ein Auto.
Vor der Wahl zwischen kurzfristigem, teuren Flug zur Osterzeit und Automieten oder der Fahrt mit meinem (neuen) Auto entschied ich uns für mein Auto.
Einen VW Jetta Pacific mit 90 PS aus dem Jahre 91 der Anfang März, als ich ihn mir für 600 € kaufte, 129800 km gelaufen hatte. Bis zu unserem Urlaub hatte ich etwa 2500 weitere Kilometer gemacht und den Zahnriemen wechseln lassen - nun sollte die Feuerprobe kommen.
Wir fragten Dani und Angels ob sie mitwollen - diese sagten zu.
Der Plan:
- Abfahrt am Freitag den 07.04. um etwa 20.00 Uhr nach der Arbeit aus Manresa
- etwa 1200 km Fahrt, möglichst nonstop, bis nach Algaciras an der Meerenge von Gibraltar
- Fähre nach Ceuta, spanische Exklave gelegen in Marroko, ebenfalls an der Meerenge, jedoch in Afrika
- etwa 600 km Fahrt nach Marrakech, eventuell mit Übernachtung in Casablanca, Rabbat oder Larache
- Aufenthalt in Marrakech bis Dienstag den 11.04. morgens
- Dienstag morgen: Fahrt nach Imlil, letztes mit dem Auto erreichbares Dorf im Atlas, gelegen auf 1700m
- Hier : Trennung von Dani und Angels, die mit dem Auto bis Donnerstag Alternativtourismus tätigten
- Gegen Mittag: mit Lisa Aufstieg zur Berghütte auf 3200m, dort Treffen mit der Gruppe um Ferran
- 2 im Vorfeld reservierte Hüttenübernachtungen, Versuch den Toubkal zu besteigen
- Abstieg von der Hütte am Donnerstag
- Beginn der Rückfahrt über Meknes oder Fes und Chefchouen nach Ceuta
- Aufschlag in Manresa in der Nacht von Ostersonntag auf Ostermontag
geschätzte km: 4500
Wir hatten ausser der Übernachtungen in der Berghütte und der Fähre nach Afrika nichts organisieren wollen um maximal flexibel zu bleiben. Das mit der Hütte ging klar, jedoch für die Fähre hätten wir den Zeitpunkt unserer Ankunft vorherbestimmen müssen, was uns in Anbetracht der langen und über Nacht zurückzulegenden Strecke unmöglich war.
Einer meiner Chefs überliess mir eine Dachbox. Ihretwegen und wegen des erstaunlich grossen Kofferraums des Jettas sollten wir keinen Mangel an Stauraum haben. Neben desmGepäck für 4 Personen, 2 kompletten Bergausrüstungen und einem riesigen, wäschekorbgrossen Fresspakets hatten wir ausserdem zwei 8-Liter Wassergaraffen sowie extra Kühlwasser und Motoröl dabei. Da ich selbst den Reifendruck des Notrades geprüft hatte sollte eigentlich nichts schieflaufen.
Los ging's
Das erste Mal verfuhren wir uns in Matorell, etwa 20 km von Manresa entfernt. Ich fuhr, und es war (m)ein Gewohnheitsfehler - ich tat so als wolle ich nach Barcelona. Uns fiel bereits hier auf, dass wir zwar eine Strassenkarte von Marroko hatten, jedoch keine von Spanien. Dennoch war uns die Route auch so halbwegs klar: auf der teuren Autobahn nach Valencia auf der Gratisstrecke im Landesinneren nach Alicante, von hier über Almería oder Granada nach Malaga und weiter nach Algaciras.
Bis irgendwo zwischen Valencia und Alicante fuhr ich. Und Dani wurde um halb 5, kurz vor Almería, müde. Wir waren immerhin schon in Andalusien. Wir schliefen bis etwa um 8 im Auto, tranken einen Kaffe und fuhren weiter.
Zunächst war die Landschaft ausgesprochen hässlich bzw. absolut inexistent: das Plastikmeer - 1000e von low-cost Plastikgewächshäusern in denen Tomaten und Paprikas gezüchtet werden. Dort ist NICHTS von der Landschaft übrig, es gibt nur Gewächshäuser, hier und da ein hässliches Dorf und als Bonus die eine oder andere Plastikfolienfabrik. Achja, und die Autobahn.
Anstatt über Almeria zu fahren fährt man eh lieber die Strecke über Granada, denn zwischen Almería und Malaga gibt es (noch) keine Autobahn. Wir sahen zwar die ausgesprochen schöne andalusische Mittelmeerküste, doch es ging etwa 3 Stunden lang nur müssig voran. Von Malaga bis Algaciras ist es dann nicht mehr weit.
Ab und zu gab es nun Läden am Strassenrand in denen Fährentickets verkauft wurden. Wir hielten an zweien und sollten dort 320 € für die Hin- und Rückfahrt für 4 Personen + Auto zahlen. Noch teurer als die 250 € im internet!! Unglaublich!
Wir entschieden uns, das Ticket direkt an der Fahre zu kaufen. Falls das nicht ginge könnten wir immernoch ein paar Kilometer zurück zu einem dieser Läden.
Im Hafen von Algaciras angekommen wurden wir gefragt, ob wir ein Ticket hätten. -Nein? Dann hier entlang. Etwas weiter vorn hielt uns ein Herr an und fragte ob wir nach Tanger oder Ceuta wollen. -Nach Ceuta. -Hin und zurück mit dem Auto? -Ja, alle 4 Personen. -Okay, dann hierlang und dort parken.
Er wolle alle Reisepässe, sämtliche Wagenpapiere, die grüne Versicherungskarte und einer von uns solle ihn begleiten. Ich sammelte Geld von den Anderen ein und er deutete mir, in sein Auto zu steigen.
In sein Auto? Was ist das denn? Plötzlich dämmerte mir, dass dieser Herr nicht der offizielle Ticketverkäufer sein könnte. Ich stieg trotzdem mit eitwa 500 € in den Taschen ein (und er wusste das) und Lisa kam mit. Dani und Angels warteten am Auto.
Als ich den Typen fragte, was er tue, ob er uns zu einem dieser Läden brächte und ob er dort eine Kommission kassierte, da antwortete er nur, dass er 3 Kinder hätte und sehen müsse wo er bliebe. Aha.
Selbstverständlich brachte er uns zu einem Laden.
Dort kauften wir das Ticket für 350 Euro. Uns wurde zugesichert, dass wir die Fähre um 14.00 Uhr nehmen können, da wir in keiner Schlange stehen müssten. Uhrzeit: 13.45. Ausserdem wurden uns ein paar Spezialpapiere für die Einreise nach Marroko gegeben, so als seien sie ein Vermögen wert. Etwa 20 davon gab er uns.
Der Typ brachte uns wieder zum Auto und wollte nun ein Trinkgeld, denn das sei es, wovon er lebe.
grrrrrrrr
5 Euro. Arschloch.
Wir fuhren weiter richtung Fähre und wurden von 2 in neongelb gekleideten, sehr offiziell wirkenden, Frauen angehalten, die das Ticket sehen wollten. Ich zeigte es ihnen.
NEIN, das ist kein Ticket, sondern nur die Reservierung, damit kämen wir nicht auf die Fähre. Im inneren Auge sah ich mich ein Fährenticketbüro auseinandernehmen und die ausgebrannte Ruine blutverschmiert und mit wesentlich mehr als 350 € verlassen.
Elisabet hielt mich an die beiden Frauen zu ignorieren und einfach weiterzufahren. Es ging in ein Gebäude vom Typ Parkhaus. Links eine Spur für Leute ohne Ticket, rechts eine für Tickethalter. Rechte Spur. Ein kleines Häuschen mit einem Fenster "Typ McDrive" mit einem Mann drin. Ich zeigte ihm "mein Ticket", bzw. den nutzlosen 350 € teuren Zettel -Okay, hier Ihre Tickets, hier Ihre möglichen Rückfahrtermine und heben Sie dieses Blatt bitte für die Rückfahrt auf!
Wow. Während wir auf die Fähre fuhren schworen wir uns, uns nicht wieder derart überrumpeln zu lassen und ab nun alles nach unseren Plänen mit unserem Tempo zu machen. Wir waren noch nicht in Marroko und bereits einmal halbwegs übers Ohr gehauen worden.
Schnell jedoch ging es. Da hatte er Recht behalten. Und ohne Schlangestehen. Jedoch wissen wir nicht, ob wir nicht eventuell auch sonst auf die gleiche Fähre gekommen wären - und wieviel Geld uns offiziell abverlangt worden wäre. Schwamm drüber.
Die Fähre war ein beeindruckend schneller Katamoran - Die Fahrt schnell vorüber.

Afrika! Das erste Mal, dass ich Europa verlasse. Gut, einmal war ich auf Gran Canaria.

Nachdem wir in Ceuta steuerfrei für 75 Cent pro Liter (Benzin - 95 Oktan) vollgetankt und ein paar leckere Fischtapas gegessen hatten, wartete das nächste Abenteuer: die Grenze. Mein Freund Ernst war Ostern 2005 mit seinem Auto in Marroko und brauchte am selben Grenzübergang, ohne Schmiergeld zu zahlen, 5 Stunden. Diese verbrachte er in einer tumultigen Menschentraube unter der prallen Sonne.

Kaum reihten wir uns in die Schlange wartender Autos ein, kamen schon die ersten absolut inoffiziellen Marrokaner um uns zu "helfen": -Nehmt Eure Pässe und die Wagenpapiere mitsamt der grünen Versicherungskarte, und kommt mit mir nach vorn! Ihr müsst noch (von mir) diese Papiere für die Einreise kaufen. Nein, die Papiere hatten wir schon. Mittlerweile sogar ausgefüllt. Elisabet fing voller Misstrauen an, mit den Leuten zu diskutieren: -warum nach vorne gehen, an den anderen Autos vorbei und nicht warten bis wir an der Reihe sind? Für Europäer durchaus nachvollziehbare Gedanken. Der Mensch erklärte es ihr nochmal ganz langsam. Dani und Angels warteten im Auto, während Lisa und ich taten, was alle taten. Nach vorn!

Nach kurzem Warten wurden unsere Pässe durchgeguckt und abgestempelt. Der Grenzbeamte machte auf französisch Witze mit Elisabet. Eine nette Atmosphäre. Wir bekamen ein weiteres Papier zum Ausfüllen und beim geringsten Zweifel boten sich uns ungefragt Marrokaner an um zu helfen ... die Leute wollten wirklich nur helfen und wir waren typisch europäisch viel zu misstrauisch. Nette Menschen. Nun zum Schalter für die Autopapiere, auch hier ein netter Mensch und fertig. Zurück zum Auto und über die Grenze. Wir waren die einzigen, die nicht ihren Kofferraum öffnen mussten. Die Polizisten der letzten Passkontrolle sangen und tanzten!!

Marroko. Und immernoch mittags. In Marroko ist es, wenn bei uns Sommerzeit herrscht (CEST+1) zwei Stunden früher.

Marroko. Und gestern um diese Zeit fehlten noch immer 2 Stunden bis Feierabend.

Marokko. ... Tsss.

Sofort hinter der Grenze ging es auf der Strasse nach Tanger steil bergauf. Sie war nicht besonders schnell aber schön.

In Tanger suchten wir uns einen Geldautomaten um in den Besitz von Dirhams (sind sie nach mir benannt?) zu gelangen. Fürchterlich, wie viele Menschen uns während dieser 5 Minuten belästigten...schnell weiter.

De Autobahn nach "Casablanac" fanden wir ohne Probleme. Sie ist, verglichen mit spanischen Verhältnissen, sehr preiswert und etwa genauso schnell. Jedoch muss man etwas aufpassen, dass man keine Fussgänger überfährt - eine Vielzahl von Menschen kreuzt zu Fuss oder mit Fahrrädern. Auch pflücken sie Blumen vom Mittelstreifen oder tun ähnliches. Erstaunlich ist, dass man in Marokko ÜBERALL Leute sieht. Selbst wenn man das Gefühl hat, dass es im Umkreis von 10 km kein einziges Haus gibt, sieht man Leute rumstehen und sich die vorbeifahrenden Autos angucken. In Larache verliessen wir die Autobahn.

Unser Hotel in Larache war das Hotel Espanya. Den ehemaligen Glamour des Hotels merkt man ihm auch heute noch an. Ein Ambiente, dass ich liebe und dass man auf spaniesch "señorial y decadente" nennen würde, wobei dekadent auf spanisch eine andere Bedeutung hat, als auf deutsch: "sich auf einem absteigenden Ast befindend" wäre zutreffend. Auf das Hotel bezogen heisst das, dass das Gebäude zwar luxoriös ist, dieser Luxus jedoch in den letzten 50 Jahren verkommen. Wir zahlten 18€ pro Doppelzimmer; Frühstück nicht inklusive.

Larache war unglaublich. Scheinbar alle der etwa 50000 Einwohner waren nachts auf den überfüllten Strassen - rumlaufend, guckend, einkaufend, verkaufend oder alles auf einmal tuend. Und das in einem Ambiente übersättigt mit Lärm, Gerüchen und Kontakten. Überall sah man Menschen; stehende, gehende, und schreiende. Überall wurden Dinge verkauft ob Teller oder Möbel, Schafshälften oder Schmuck. Wir sahen frisch geköpfte Fische auf dem Boden verteilt zum Verkauf angeboten, leckere Orangen und mitten im Gewühl gemütliche Strassencafes.

Am nächsten Tag liefen wir nach dem Frühstück noch etwas bei Tageslicht umher bevor es weiter in Richtung Marrakech ging.


Dort kamen wir ohne weitere Probleme an. Ganz automatisch fanden wir die Medina, fuhren hinein, lasen den Namen eines Hotels, Lisa sah im Führer nach, fand das Hotel, und schon wussten wir, wo wir waren. Ziemlich nah am Platz Jemaa el-Fna - perfekt! Relativ schnell fanden wir einen Parkplatz, doch der Wächter wollte den Autoschlüssel - und den wollte ich ihm nicht geben. Im selben Moment parkte ein Auto am Strassenrand aus, und der Mensch sagte uns, dass wir dort parken können ohne ihm den Schlüssel zu geben. Für 8 im Vorraus bezahlte Euro liessen wir den Wagen 2 Nächte und Tage dort.

Auf geht's - Hotelsuche!

Zunächst zum Platz. Zu fuss zu gehen war komplizierter, als mit dem Auto zu fahren. Ständig hatten wir Angst überfahren zu werden; von Autos, Mopeds, Fahrrädern und Eselskarren. Was für ein Chaos. Die Lösung ist, genau das zu machen, was die anderen 1000 Fussgänger tun. Da kein Autofahrer 160 Passanten auf einen Schlag überfahren möchte wird er schon bremsen. Naja, flux kamen wir zum Platz und fanden auf Anhieb das gesuchte Hotel ein einer der vielen Seitengassen. Voll!

Aber kein Problem, der Rezeptionsmensch telefonierte und fand ein freies Zimmer in einem nahgelegenen und ein weiteres in einem noch näher gelegenen Hotel. Und 2 Minuten später kamen deren Rezeptionsmenschen um uns abzuholen. Wir trennten uns von Dani und Angels und installierten uns im echt schönen Hotel um uns kurze Zeit später wiederzutreffen und diese tumultige Stadt zu erkunden. Auch Dani und Angels waren mit ihrem Hotel höchst zufrieden.

Ab ins Gewühl!

Jemaa el-Fna ist unglaublich! Ein riesiger Platz voll mit Schlangenbeschwörern mit Schlangen, Affenbeschwörer mit Affen, Tänzern, Akrobaten, Rythmusmusikgruppen, Kartenlesern mit Karten, Packeseln, Bettlern, Leuten die (auf arabisch) Monologe halten, Hennatätowierern, arabischen Touristen, europäischen Touristen mit Sandalen und weissen Socken, vielen vielen Essensständen, Orangensaftständen, CD-Verkäufern, Ständen an denen Lampen, Teller, Turbane, Körbe, Pantoffeln, Gebisse (!), Kleidung, Trommeln...verkauft werden. Und alle rennen sie eilig durcheinander und machen Lärm, reden mit einem, fassen einen an - und dies alles im Rauch der Stände die das Essen brutzeln, im Licht der tausenden von Glühbirnen und im Lärm der Perkussionsmusiker. Was wir am Vortag in Larache erlebt hatten war dagegen richtig europäisch.

In all dem Tumult suchten wir uns einen der Stände aus um etwas leckeres zu Abend zu essen... ...und Lisa lies sich überzeugen, dass sie dringend ein Hennatattoo bräuchte...

...wurde auch wirklich Zeit.

Auch Dani und Angels fanden schnell neue Freunde.

und während das Fest auf Jemaa el-Fna weiterging, zogen wir uns in die Hotels zurück. Am nächsten Tag setzten wir die Erkundung der Stadt fort. Nachdem wir dem Hotel der anderen einen Besuch abgestattet hatten, waren wir zunächst stundenlang in den engen, als Labyrinth angelegten, Strassen unterwegs.Shayj Mula Daniel Bin Rashid Al Maktoum Hernández
Als uns das irgendwann dann doch zu stressig wurde verliessen wir die Medina. Hach, welche Ruhe - abgesehen von den hupenden Autos. Wir fanden grosse, geplegte Parks und es gab im Gegensatz zur klaustrophobischen Innerei der Medina endlich Platz zum atmen. Bevor wir 4 in unserem Hotel für (marrokanische Verhältnisse für) viel zu teures Geld zu Abend assen, wurden wir Zeugen eines spektakulären Sonnenunterganges.
Dass Essen war lecker und den Tee nahmen wir auf "unserer" Dachterrasse.
Am nächsten Tag verliessen wir gut gefrühstückt Marrakech und es ging weiter nach Imlil.

Wednesday, April 19, 2006

Marroko II - Atlas


Die Fahrt von Marrakech nach Imlil am Dienstag war schön, und komischerweise konnten wir erst kurz vor Imlil die ersten Berge ausmachen, die urplötzlich majestätisch aus dem diesigen Wetter auftauchten. Kurios: die Ausfahrt aus Marrakech war kilometerweit mit äusserst geplegten Parks flankiert, in denen Orangenbäume wuchsen und Springbrunnen sprudelten - und das, obwohl es bereits weit und breit keine (bewohnten) Häuser mehr gab. Etwas, was uns auch schon auf der Fahrt nach Marrakech aufgefallen war ist, dass es tausende von nicht fertiggebauten Häusern und sogar nur angefangene, grosse Hotelkomplexen gibt. Komisch, dass die soviel Geld für Bauten verschwenden, die sie nie fertigstellen und dann verkommen lassen. Es fehlt dort einfach (noch) an Organisation.

Auf halben Wege befiel mich eine Durchfallattacke. Irgendwo einen intimen Platz zu finden um sich des Darminhalts zu entledigen war wirklich schwer, denn in Marroko gibt es ÜBERALL Menschen, was mir aber zunehmend egaler wurde bis ich schliesslich einfach irgendwo rechts ran fuhr.
In Imlil (1700m) mieteten wir einen Esel mit Führer (Mohammed, ca. 11).

Wir trennten uns von Dani und Angels und gingen um etwa 13.00 uhr los in Richtung Berghütte. Der Esel trug nur Lisas sachen. Ich war der Meinung, dass es keinen "merito" hätte, das Gepäck von einem Esel schleppen zu lassen und wollte meinen Rucksack selbst tragen, was in Imlil niemand nachvollziehen konnte - war doch der Esel für Lisas Kram bereits bezahlt und nur halb beladen.
An einer Flussquerung mussten wir uns die Schuhe ausziehen, da das eiskalte Schmelzwasser stellenweise knietief war. Au, wie pieksten mir während jener 20 Minuten die Steine in die Füsse. Auf 2300m gab es noch eine Art Dorf, in dem wir uns stärkten. Der Rhytmus, den Mohammed und sein Esel vorlegten war mörderisch, doch weiter gings.
In Sichtweite zur Berghütte, auf 3207m gelegen, liess uns Mohammed allein, da sein Esel nicht die vor uns liegende Schneezunge überqueren konnte. Wir verabredeten uns für Donnestagmittag für den Abstieg mit ihm und schenkten ihm noch 2 T-shirts. Etwa 45 Minuten später waren wir total erschöpft an der Hütte. Der erste, den wir sahen war Ferran. Die Hütte war völlig überfüllt, hauptsächlich mit Katalanen und Spaniern. Auch ein paar Deutsche und sogar zwei Schweden warenda. Ausser des Hüttenpersonals habe ich keinen Marrokaner gesehen. Ich weiss nicht, wie viele Menschen dort waren aber 200 würde mich keinesfalls wundern. Abendessen gab es in drei Schichten. Wir assen von 19.30 uhr bis 20.30 uhr. Dann bereiteten Lisa und ich den Rucksack für den Folgetag vor, an dem wir auf den Toubkal wollten und gingen "schlafen".
Ich hatte neben des Durchfalls, mittlerweile starke Kopfschmerzen, die ich auf den viel zu schnellen,und für mich mit Rucksack sehr sehr anstrengenden Aufstieg zur doch bereits relativ hoch gelegenen Hütte zurückführe.
Wir schliefen mit 15 Personen auf Platz für 10. in einem Raum mit insgesamt 60 Menschen. Zu meiner Linken lag Lisa, zu meiner Rechten ein schnarchender mir unbekannter. Der mir zur Verfügung stehende Platz reichte nicht dafür aus, mich auf den Rücken zu drehen, da ich selbst auf der Seite liegend sowohl Körperkontakt mit Lisa, als auch mit dem anderen Herren hatte. Unsere Daunenschlafsäcke für Temperaturen bis -15ºC taten absolut nicht Not. Ich lag dort nackt, nur in Unterhose und es war viel zu heiss zum Schlafen. Ich hatte Kopfschmerzen, ständig Durst und der Typ neben mir schnarchte. Und jedesmal, wenn er sich bewegte stiess er mich woanders an. Auch Lisa schlief nicht, da ihre Nebenfrau nicht aufhörte sich zu bewegen.
Um 1.00 uhr nachts klingelte der erste Wecker und die 3 zu meiner Rechten standen auf. Endlich! Ab nun schlief ich ein bisschen, jedoch immer nur halbwegs, wobei ich seltsame Halb-und Halbträume hatte. Und Kopfschmerzen.
Um 5.00 standen Ferran und die Anderen auf und fragten uns, ob wir mit ihnen mitwollten. Lisa und ich konnten wirklich nicht. Sie gingen ohne uns. Ab nun klingelten ständig irgendwelche Wecker und es wurde geraschelt.
Lisa und ich standen um 8.30 auf - als letzte von allen die auf den Toubkal wollten. Wir frühstückten unter anderem Aspirin und fragten den Hüttenchef Ismael ob es zu spät für den Aufstieg sei. -Nein, jetzt ist es gerade richtig! Na los! Erst um etwa 10.00 uhr stapften wir im Schnee. Direkt ab der Hütte mit Steigeisen. Aspirin wirkt Wunder.
Es ging sofort mit einem langen, unmenschlichen Anstieg los, für den wir etwa 1,5 - 2 Stunden brauchten, währenddessen wir aber etwa die Hälfte an Höhenmetern schafften. Je weiter wir aufstiegen, desto windiger wurde es. Dann eine Ebene und ein weiterer Anstieg der uns wiederrum zu einer Ebene brachte, an deren Ende ein kurzer, steiler Anstieg zu einem Sattel führte, von dem aus nach links der 4167m hohe Toubkal abgeht und nach rechts der 4080m hohe kleine Toubkal. Während des Aufstiegs zum Sattel, wo ich das erste mal die Höhe merkte, kam uns neben einer etwa 20 köpfigen Katalanengruppe auch die Gruppe um Ferran entgegen. Sie alle hatten den Toubkal bestiegen, zwei von ihnen sogar ausserdem den kleinen Toubkal. Und jetzt wir, na los, die letzten Meter!
Lisa war schon etwa 200 m weiter unten zum Auswechseln (sehr viel besser war ich auch nicht drauf), quälte sich aber trotzdem weiter, denn der Berg war vor uns, es schienen nur noch 20 Minuten (von mir geschätzt) zu fehlen, einfach nur noch da hoch und gut ist. Da wir vom Sattel aus nur noch Steine und aber gar keinen Schnee ausmachen konnten, schnallten wir die Steigeisen ab und liessen sie mitsamt des Rucksacks dort.
Natürlich nicht, ohne uns vorher warm und möglichst winddicht angezogen zu haben und die Taschen mit Müsliriegeln vollzustopfen.
Ab hier stelle man sich bitte einen so starken pfeiffenden und kalten Wind vor, dass man sich gegen seine Böen lehnen kann und während dieser nicht weitergeht, sondern pausiert bis sie vorüber sind, damit sie einem nicht auf dem "linken Fuss" erwischen und umwerfen. Das mit dem Umwerfen meine ich durchaus ernst.

-pfeiffender, kalter, lauter, starker Wind EIN-

Der eigentlich einfache Aufstieg war sooooo lang und elendig schwer. Und als wir oben ankamen, da sahen wir, dass wir immer noch nicht da waren. Nun gings noch weit geradeaus - zum glück mit weniger Steigung. Dann eine Kurve nach rechts und:
OH NEIN!!, noch ein Aufstieg. Und diesmal mit Schnee. Rechts ein steiles Gefälle nach oben, links ein tödlicher Abhang. Dazwischen ein Weg - schneebedeckt - eines halben Meters Breite. Zum Glück war der Schnee einigemassen weichgelatscht, so dass man auch ohne Steigeisen relativ gut Halt fand. Aber einmal Ausrutschen hätte da leicht äusserst fatale Folgen gehabt.
Das war mir eigentlich schon zu viel, denn ich will mit Lisa nichts Riskantes machen (so eine Art Schwur den ich nie schwor). Ich habe einfach nicht genügend grosse Eier in der Hose (ein spanischer Ausdruck für etwa: "Mut haben") um ihren Eltern sagen zu können, dass sie auf einem Berg verunglückte auf den ich sie schleppte.

Naja, wenn hoch problematisch ist bleibt da immer noch der wesentlich problematischere Abstieg. Aber mittlerweile hatten wir diesen etwa 200m langen Schneeweg fast hinter uns. So sagte ich zu Lisa in einer der vielen windumböten Atempausen: "Wenn uns dies hier nun nicht direkt zum Gipfel führt, dann lassen wir's sein." Und sie sagte: "ja!"

Wiedermal ganz oben angekommen sahen wir, dass nun ein weiter (noch windigerer) Bogen fast ohne Anstieg nach rechts führte. Zwar sahen wir nicht das Gipfelkreuz (in Wirklichkeit isses eine Art Pyramide) aber es schien (diesmal wirklich) so, als würde ungefähr gar nichts mehr an Höhe fehlen und ungefähr ebensoviel an Weg.
Jedoch: das Ausgesprochene war ausgesprochen.
Hinter Lisa - der Gipfel
-pfeiffender, kalter, lauter, starker Wind AUS-

Das mit den Sorgen wegen des Schneeweges dort hatte ich Lisa gar nicht gesagt, da ich, je weiter wir oben sind immer mehr zu vermeiden versuche sie nervös zu machen, denn prinzipiell halte ich sie eigentlich für zu nervös um solche Dinge tun zu können. Ihr fehlt diese Art von Filter, die dir mit genügend Konzentration erlaubt, die gleichen Dinge, die du in 2 Metern Höhe ohne Probleme machen kannst, auch in 70 Metern Höhe zu tun. Lisa kann das nicht, und das wissen wir von anderen Ausflügen her nur zu gut. Den Schneeweg hinunter ging ich ich mit dem Rücken voran um sie im Falle des Falles zu sehen und eventuell eingreifen zu können - wahrscheinlich eineutopische Idee.
Es ging natürlich alles gut. Sie rutschte erst dort aus, wo kein Schnee mehr lag und setzte sich auf den Popo.

Was ich ihr auch nicht sagte, das war eigentlich eine noch sehr viel sorgenvollere meiner Sorgen: Ich dachte, dass wir die letzten seien, von all den Menschen die an jenem Tag dort raufgingen. Und wenn den Letzten dort oben was passiert - und sei es bloss ein verstauchter Knöchel - dann kommt dort innerhalb von 13 Stunden niemand mehr hin. Dann muss man entweder den Verletzten auf 4100m allein lassen und Hilfe und warme Sachen holen (etwa 7 stunden während derer er dort erfriert) oder man übernachtet dort gemeinsam bei seeeehr kaltem wetter und erfriert oder man geht, wie auch immer, wieder runter. Auf jeden Fall ist man am Popo.

Während des Abstiegs kreuzten wir uns jedoch doch noch mit 2 Grüppchen, von denen ich jedoch annehme, dass die zweite nicht hochstieg.

Mit anderen Leuten in sichtweite wären wir die letzten Meter definitiv auch noch gegangen. Das ist mir klar. Wir haben das Kreuz nicht gesehen, aber hey, wir befanden uns auf 4150m. Mein
bisheriger Rekord lag bei 3404m (Aneto). Und Lisas bei 3355m (Monte Perdido).
Der Weg zur Hütte war schnell und simpel. und wir machten noch ein paar Fotos.


Die folgende Nacht schliefen wir super. Ich hörte keinen Wecker und kein Schnarchen und es war auch nicht mehr so voll in der Hütte, wodurch uns mehr Platz zugute kam und es weniger warm war. Um 5.00 uhr weckte Ferran uns, um uns zu fragen, ob wir mit auf den zweit- und dritthöchsten Gipfel des Atlas wollen ... neee, lieber noch schlafen und danach eine etwas kleinere Exkursion machen.
Wir gingen wieder erst um 10.00 uhr los, bei hervorragendem Wetter. Unser Ziel war, das von Imlil aus aufsteigende Tal, ind dem auch die Berghütte liegt, bis zum Ende zu einem Sattel aufzusteigen, der etwa auf 3700m liegt. Da wir um 14.00 uhr mit Mohammed verabredet waren, hatten wir keine Zeit zu verlieren.
Alles klappte problemlos, und etwa zwei Stunden später waren wir am Ziel angelangt.Auf der anderen Seite des Sattels ging es sehr weit sehr steil hinab und es bot sich uns ein schöner, nicht fotografierter AusblickÄuf dem Rückweg zur Hütte trafen wir Ferran und die anderen, die erfolgreich den Ras und einen weiteren Gipfel bestiegen hatten. Somit hat Ferran nun mehr 4000er (3) als 3000er (1) gemacht. Als wir um 13.00 uhr an der Hütte ankamen wartete Mohammed bereits auf uns. Wir assen kurz etwas und machten uns an den Abstieg. Dieses Mal liess auch ich meinen Rucksack vom Esel tragen - natürlich nur, damit die Gewichtsverteilung auf des Tieres Rücken ausgeglichen ist. Weiter unten unterhielt ich mich auf englisch mit einem marrokanischen, sehr netten Touristen - ein Sportlehrer aus Casablanca - und später mit seiner 4 jährigen Tochter Fatimasala und seinem 6 jährigen Sohn. Mit denen jedoch auf französisch, obwohl ich kein Wort dieser Sprache spreche. Das geht aber trotzdem ein wenig, denn katalanisch ist dem Französischen äusserst ähnlich - und die beiden auf einem Esel reitenden Kinder hatten sehr viel Geduld mit mir. Sehr nette, interessante und sehr gebildete Menschen waren das. Lisa sprach mit der 12 jährigen Tochter desselben Mannes. Das Mädchen spricht arabisch und berber als Muttersprachen, absolut fliessend französisch und wirklich gut englisch. Gut. Während des Abstiegs lössten sich Mohammeds Schuhe auf. Eine Sohle war bis zur Hälfte ab, und er musste sie sich mit einem Band festbinden. Armer Kerl - Rennt jeden Tag 8 Stunden in den Bergen rum und hat nicht mal halbwegs anständige Schuhe.
An der Stelle, wo wir den mittlerweile seichteren Fluss queren mussten kam Elisabet in einen ganz besonderen Genuss.
Unten angekommen stellten wir Mohammed vor die Wahl sich zwischen 200 dirhams (ausgemacht waren 140) oder einem Paar fast neuer Trekkingschuhe (gehören Elisabet's Schwester) zu entscheiden. Natürlich waren die Schuhe die viel viel bessere Wahl aber er wusste nicht so Recht, was zu tun. Vielleicht aus Angst, dass seine Familie lieber Geld sehen möchte? Die anderen Führer sagten ihm jedoch "Schuhe Schuhe Schuhe Schuhe" und er tat das richtige. Als er sie anprobierte, da sah ich seine Socken und schenkte ihm zu seinen neuen Schuhen gleich noch ein Paar meiner Trekkingsocken dazu.
Er hat sie nötiger als ich.
Und eine Minute später kamen auch Dani und Angels mit meinem Auto von ihrer 800km Wüstenexkursion zurück.
Die Nacht verbrachten wir 4 in Imlil im selben Hotel wie Ferran und seine Leute. Übernachtung im Viererzimmer mit Luxusabendessen und Frühstück für 100 dirhams - da kann man nicht meckern.
Am nächsten Tag ging es weiter, langsam zurück in Richtung Spanien.